Betreff des Beitrags: Reime und Gedichte aus der Zeit der verliebten Ritter
Verfasst: Do 16. Nov 2006, 23:08
Seine Klauen durchs Wolkengrauen Hat der Tag geschlagen, Auf roten Himmelsschwingen Das Licht heraufgetragen. Des Morgen strahlen dringen allüberall heran. Dunkel ist nur noch im Hof und in Ecken. Im Frauengemach den glückseligen Mann Will ich mir meinem Hornruf wecken, Daß unbemerkt er enteilen kann.
Herrin. Wächter von hinnen! Dein Ruf von den Zinnen Bringt mir Verdruß, Raubt mir des Liebsten Umarmung uns Kuß. Mußt du immer im Dämmergrauen Mir armen Frauen Stören das Glück?! Schweige! Er schlummert, er lächelt im Träume. Weiche zurück An des Turmdachs schwindligem Saume! Laß mir mein Glück!
Wächter. Er darf nicht säumen! Aus seinen Träumen, Herrin, muß ihn wecken mein Ruf. Noch mag ihn Bergwaldes Hallen Unbelauscht von Spähern der Huf Seines Rosses verschallen. Dein Ritter baut auf meine Wacht, Um unbefedet zu entweichen. Wie könnt´ er sonst für eine Nacht Wieder die minnige Feste erschleichen? Ich stoße ins Horn. Herr Ritter, erwacht!
Der Dichter. Da schoß hell der Tag Durchs Fenster den leuchtenden Blick, Wo Liebe bei Liebe lag. Die Herrin bog sich erschreckend zurück Vor den Strahlen des Lichts. In Weh dann und Lust Drückt sie Kopf und Brüstchen an Mannes Brust, Will nicht hören des Hornrufs Ton. Es half ihr nichts. Gab der Liebste auch süßesten Minnelohn, Er glühte in Tag und Abschied s
Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen, Dann scheinet uns der Stern, Wir wandlen und singen Und tanzen erst gern.
Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen, Au Wiesen an den Erlen Wir suchen unsern Raum Und wandlen und singen Und tanzen einen Traum.
Betreff des Beitrags: Re: Reime und Gedichte aus der Zeit der verliebten Ritter
Verfasst: Do 16. Nov 2006, 23:11
Was hör ich draußen vor dem Tor, Was auf der Brücke schallen? Laß den Gesan vor unserm Ohr Im Saale wiederhallen! Der König sprach´s, der Page lief; Der Knabe kam, der König rief: Laßt mir herein den Alten! Gegrüßet seid mir, edle Herrn, Gegrüßt ihr, schöne Damen! Welch reicher Himmel! Stern bei Stern! Wer kennet ihre Namen? Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit Schließt, Augen, euch; hier ist nicht Zeit, Sich staunend zu ergetzen.
Der Sänger drückt´die Augen ein Und schlug in vollen Tönen; Die Ritter schauten mutig drein, Und in den Schloß die Schönen. Der König, dem das Land gefiel, Ließ, ihn zu ehren für sein Spiel, Eine goldene Kette holen
Die goldne Kette gib mir nicht, die Kette gib den Rittern, Vor deren kühnen Angesicht Der Feinde Lanzen splittern; Gib sie dem Kanzler, den du hast, und laß ihn noch die goldne Last Zu andern Lasten tragen.
Ich singe, wie der Vogel singt, Der in den Zweigen wohnet; Das Lied, das aus der Kehle dringt, Ist Lohn, der reichlich lohnet. Doch darf ich bitten, bitt ich eins: Laß mich den besten Becher Weins In purem Golde reichen.
Er setzt´ihn an, er trank ihn aus: O Trank voll süßer Labe! O wohl dem hochbeglückten Haus, Wo das ist kleine Gabe! Ergeht´s Euch wohl, so denkt an mich, Und danket Gott so warm, als ich Für diesen Trunk euch danke.
Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen, Dann scheinet uns der Stern, Wir wandlen und singen Und tanzen erst gern.
Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen, Au Wiesen an den Erlen Wir suchen unsern Raum Und wandlen und singen Und tanzen einen Traum.
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